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Wer als Kind einmal auf die Herdplatte gefasst hat, weiß welche Schmerzen damit verbunden sind. Vielleicht versuchen wir es doch noch das eine oder andere Mal, aber mit den Erfahrungen erkennen wir den Fakt an, dass Herdplatten vermutlich heiß sind. Aber nicht nur wir verändern unser Bewusstsein als Kind dahingehend, sondern auch die Technik der Herdplatten hat sich seit unserer Kindheit verändert. Heute gibt es Induktionsfelder und weitere technische Fortschritte, die unsere ursprüngliche Annahme grundlegend widerrufen.
Etwas einfach formuliert, geht es uns als Einzelperson, aber auch natürlich jedem Unternehmen dieser Welt so. Wir lernen etwas, setzen es als Dogma und sind am Ende verwundert, warum sich die Dinge um uns herum ändern. Diesem Prozess der Verwunderung ist sowohl als Person oder Unternehmung vorzugreifen. So werden proaktiv Änderungen angestoßen, die die Organisation weiterentwickeln. Hierbei spricht man vom sogenannten Change Management.
Es ist wohl das Wunschdenken eines jeden, dass Änderungen sofort und nachhaltig umgesetzt werden. In der Realität jedoch ist nicht die Änderung an sich ausschlaggebend, sondern derjenige, der sie umsetzen soll: Der Mensch! Anders als Maschinen haben Menschen einen weiteren Horizont als die Begrifflichkeit „Ein/Aus" oder „0/1". Emotionen sind das, was im Change Management sowohl den treibenden aber gleichzeitig auch hemmenden Faktor ausmachen kann.
Verschiedene Experten haben verschieden komplexe Ansätze über den Verlauf des klassischen Change Management entwickelt. Dabei folgen diese Modelle von Lewin oder Kotter der grundlegenden Logik, wonach eine Veränderung grundsätzlich mit einer Gegenreaktion sanktioniert wird. Die Wucht dieser Reaktion als auch die Ausmaße sind jedoch durch verschiedene Maßnahmen abzumildern. Ziel dieser Maßnahmen sind immer die Emotionen der Beteiligten, die etwas vereinfacht formuliert über Erfolg oder Misserfolg einer Veränderung entscheiden können.
Es kann immer verschiedene Gründe für das Change Management geben beziehungsweise für die Notwendigkeit einer Veränderung. Absatzprobleme, veränderte Strukturen oder auch gesetzlichen Anforderungen können einen Change bedingen. Über die verschiedenen Revolutionen der Arbeitswelt hinweg hat sich der Faktor „Mensch" allerdings von einem Produktionsfaktor zum wichtigsten Gut einer Unternehmung entwickelt. Während in der Massenfertigung eine Änderung von oben top-down durchgeführt werden konnte, ist dies heute bei weitem nicht mehr so einfach möglich. Der Weg zu einem erfolgreich umgesetzten Change geht über die Kommunikation mit den Mitarbeitern.
Zahlreiche Beispiele aus der Wirtschaft zeigen, dass Geschäftskonzepte besonders dann zum Scheitern verurteilt sind, wenn sie von oben nach unten durchgetragen werden. Speziell in den vergangenen Jahren haben die Pleiten von beispielsweise Praktiker oder Schlecker gezeigt, dass sich der Kunde verändert hat. Er möchte dieses Konzept des „Billigen Preises für eine Ware" nicht mehr, sondern erwartet einen Service oder einen bestimmten Mehrwert. Das Internet hat hier im Zuge der Digitalisierung viele Erwartungen an den stationären Handel geschürt, die nicht alle erkannt und/oder erfüllen konnten.
Jeder von uns hat schon mindestens einen Blockbuster auf der Leinwand gesehen, der die künstliche Intelligenz als Bedrohung als Thematik behandelt hat. Heute nähern wir uns diesem Evolutionsschritt und stellen fest, dass die Künstliche Intelligenz (KI) viele Vorteile für unsere Gesellschaft bieten kann. Doch was ist diese Intelligenz eigentlich?
Die Begrifflichkeit beschreibt vor allem das Bestreben menschliche Denkstrukturen in nicht-menschlichen Datenbanken nachzubauen. Das einfache „Ein/Aus" oder „0/1" wird durch weitere Verknüpfungen ergänzt, sodass es zum Abwägen der Fakten kommen kann. Wer sich verschiedenen Aspekte eines Themas vor Augen führt, ist am Ende in der Lage eine Entscheidung zu treffen. Doch in diesen Schritt spielt der Part der menschlichen Emotionen maßgeblich hinein, was die Denkstruktur unglaublich komplex macht. Emotionen digital oder als binäre Formeln darzustellen, erfordert eine große Datenmenge sowie die richtigen Verknüpfungen dieser Datenbanken zueinander.
Unsere Welt ist in den vergangenen Jahrzehnten unglaublich komplex geworden. Bestaunt man das Tempo der Entwicklung sowie die heutigen Möglichkeiten und vergleicht diese mit dem sagenumwobenen „früher" wird sehr deutlich, was wir Menschen gerade in Gang setzen. Unsere Geschichte ändert sich gerade rasant und es ist nicht abzusehen, in welcher Geschwindigkeit es weitergehen wird und wo wir am Ende „landen" werden. Die weltweite Vernetzung von Staaten, Gemeinschaften und Unternehmen führt zu einer transparenteren Datenlage, die zu immer neuen Erkenntnissen führt.
Wir befinden uns als Welt-Gesellschaft in einem enormen Change. Die Lebensumstände und Möglichkeiten verändern sich rasant, so wie bereits auch die letzten 100, 200 oder 1.000 Jahre. Es kommt uns heute nur so vor, als wäre damals alles langsamer gewesen. Das ist jedoch der Rückblick. Im Hier und Jetzt spüren wir welche Kraft und Geschwindigkeit der Change hin zu einem neuen Zustand hat.
Gutes Change Management bedarf sowohl in Unternehmen als auch in der Gesellschaft der richtigen Personen, die diesen leiten. Letztlich wird also unsere Gesellschaft darüber entscheiden, welche Changes wir als Weltbevölkerung umsetzen und wiederum welche anderen wir blockieren. Unweigerlich werden sie irgendwann eintreten, sowohl die komplexen Datenbanken, als auch der Einsatz künstlicher Intelligenz. Es liegt ausschließlich an uns, die wir als „Mitarbeiter" in dieser Gesellschaft unseren Teil dazu beitragen und das Vorhaben zum Erfolg oder Misserfolg steuern. Denn wie schon erwähnt, funktioniert der Change immer von innen heraus über die Emotionen der Beteiligten.
Streng genommen befindet sich die Menschheit von Anfang an in einem stetigen Veränderungsprozess. Mal ging es richtig schnell und andere Mal steuerten wir in die scheinbar falsche Richtung. Nach den bisherigen Erfahrungen jedoch lässt sich festhalten, dass jeder Change eine Weiterentwicklung der Weltbevölkerung bedeutet.
Gleichwohl sollte das Change Management in Unternehmen nicht ein Projekt sein, dass sich irgendwann abschließen und abheften lässt. Wer sich nicht ständig im Change befindet und die Fühler ausstreckt beziehungsweise eigene Ideen entwickelt, wird langfristig von der Entwicklung überrollt werden. Das Trainieren der Muskeln zu einer größeren Muskelmasse funktioniert immer nur über den Schmerz. Wir empfinden diesen Muskelkater als unangenehm und ungewohnt. Letztlich ist es aber genau unser Handeln, unsere Emotionen und ebendieser Schmerz, der den Fortschritt andeutet und einläutet.