Seit mehr als drei Jahren dauert die geldpolitische Ausnahmesituation nun schon an. Die historisch niedrigen Zinsen haben dafür gesorgt, dass Unternehmen heute stärker verschuldet sind als vor der Finanzkrise. Diese Entwicklung ist ökonomisch sinnvoll und durchaus nachvollziehbar. Schließlich geht es der deutschen Wirtschaft so gut wie lange nicht. Und dennoch: Habe ich den Eindruck, dass durch das günstige Geld an vielen Stellen die gesunde Wachsamkeit und der Weitblick abhandengekommen ist.
Auch viele Unternehmer haben sich offenbar so an die Niedrigzinsen gewöhnt, dass nicht mehr hinterfragt wird, wie lange diese noch anhalten. Gewöhnung ist aber gefährlich: Was, wenn eines Tages die Zentralbanken ihre Geldpolitik schneller ändern als erwartet? Für viele Mittelständler könnte eine Zinsänderung äußerst schmerzhaft werden. In unserer täglichen Arbeit sehen wir diese Sorglosigkeit und auch die teilweise sehr kurzfristige Ausrichtung der Unternehmen am Kapitalmarkt. Was für mich sehr alarmierend ist.
Aktuell erleben wir einmalige Zeiten für Finanzierungen und Investitionen. Unternehmen können sich äußerst günstig frisches Geld am Kapitalmarkt beschaffen. Die Gefahr dabei ist, dass Mittelständler Geld nur noch als Ware betrachten und nicht mehr als wertvolles Gut. An sich ist das nicht schlimmer, aber sollte der Kapitalrun weiterhin so groß bleiben und die Zinsen plötzlich steigen, droht Gefahr. Zahlungsausfall wäre dann nur eine von etlichen, möglicherweise fatalen Konsequenzen. Wie groß dieses Risiko ist, weiß keiner. Dass die Volkswirtschaften der Welt florieren und es de facto also keinen Grund mehr dafür gibt, das Zinsumfeld auf Nullniveau zu halten, ist jedoch ein offenes Geheimnis. Sollte demnächst also der Ausstieg aus der billigen Geldpolitik beginnen, sind diejenigen Unternehmen gut gerüstet, die sich ein breites Spektrum aus einem nachhaltigen und intelligenten Finanzierungsmix aufgebaut haben.